Es kommt Farbe ins Spiel, keine Frage. Und die neueste Regeländerung macht alles sogar amtlich. Ab sofort ist ein Handball-Schiedsrichter kein Mensch mehr in schlichtem Schwarz, sondern er muss eine Auswahl von fünf verschieden-farbigen Trikots mit zum Spiel bringen. Kein Scherz. Wobei die Vereine über diese Anweisung sowieso nicht lachen können. Denn sie kleiden - in aller Regel - die Unparteiischen ein, möchten sie aber nicht unbedingt zu wahren Dressmen bzw. Models machen. Aber es bleibt ihnen nichts anderes übrig.
Es ist die Fünf-Farben-Regelung im Handball, die alles so hochoffiziell macht. Vier Farben, die sich alle unterscheiden müssen, sind für beide Mannschaften und deren Torhüter vorgesehen. Die fünfte Farbe ist für den Referee freigehalten, der dann aus seiner ab nun gut gefüllten Sporttasche das entsprechende Shirt ziehen muss.
"Ich finde das alles nicht komisch, ich finde das konsequent", kann Marcus Heins mit dieser Anordnung gut leben. Den Kreis-Schiedsrichter-Lehrwart aus Senden traf die Änderung des Regelwerks vom 1. Juli diesen Jahres ohnehin nicht sonderlich schwer, weil er auch schon zuvor textilmäßig "entsprechend ausgestattet" war.
Und er fügt hinzu: "Wer höher pfeifen will, muss sich entsprechend anpassen." Aber er sieht auch die Kostenproblematik für die Vereine und bemerkt nebenbei: "Es gibt keine konkrete Anweisung, sich komplett einzukleiden." Was er vor allem auf die Leitung der Begegnungen in den unteren Spielklassen und bei der Jugend bezieht.
"Ich kann das alles nicht verstehen", stellt Waldemar Wieczorek die Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Der Vorsitzende von Westfalia Kinderhaus prangert an, dass sein Verein für die 17 Handball-Schiedsrichter rund 2000 Euro investieren musste. Bislang hatte jeder der Unparteiischen zwei Trikots im Schrank, ab sofort sind es fünf. Im Übrigen sind die Hemden nicht billig. Es gibt Ausführungen für 85 Euro das Stück, dann freilich als letzter Schrei von der jüngsten Weltmeisterschaft. Wer es einfacher mag, der wird auch für 20 Euro fündig.
Dass ein Unparteiischer eine Partie in der Trainingsjacke oder im farbigen Leibchen leitet, das mag man hier im Kreis nicht gerne. "Es geht ums Auftreten und Erscheinungsbild", weiß Heins, der das alles als Privatmann allerdings lockerer sieht. "Ich könnte damit leben." Und Wieczorek? Der sagt nur: "Das waren noch Zeiten, als die Schiedsrichter in schlichtem Schwarz aufliefen."
Quelle: Westfälische Nachrichten
Es kommt Farbe ins Spiel
04.12.10