Das erste Jahr in einem neuen Verein ist für einen Trainer immer schwierig. Erreiche ich mit meiner Art das Team? Können die Sportler meine Spielphilosophie umsetzen? Diese Fragen stellte sich sicherlich auch Jörg Schüller. Der Nordwalder kam zu Beginn der Saison vom SC Falke Saerbeck nach Greven und beerbte Bogdan Oana als Trainer der ersten Herrenmannschaft der Handballfreunde. Nun ist seine Premierensaison vorbei, der Neutrainer und sein Verein können erstmals gemeinsam Bilanz ziehen.
Die nackten Zahlen lassen auf den ersten Blick mehrere Schlüsse zu. Platz acht belegte das Team in der Kreisliga und erreichte damit das Minimalziel Klassenerhalt, was Schüller zunächst auf der Habenseite verbuchen kann. Das Wunschergebnis, die Saison in der oberen Tabellenhälfte zu beenden, mussten die 05er aber bereits recht früh abschreiben. Im Winter geisterte sogar das Abstiegsgespenst durch die Emssporthalle. Zum Jahreswechsel rangierten die Handballfreunde auf dem elften und damit vorletzten Tabellenplatz. Doch dies blieb ein kurzes Intermezzo auf einem Abstiegsplatz, eine klare Leistungssteigerung zu Beginn des Jahres brachte die Mannschaft schnell in ruhigere Fahrwasser, so dass der Klassenerhalt bereits Anfang März unter Dach und Fach gebracht werden konnte.
Dass es im Laufe der Saison Probleme geben könnte, sah der Trainer schon vor Beginn der Spielzeit. Mit Abwehrchef Daniel Althoff, der fortan in der Reserve auf Torejagd ging, und den Wiening-Brüdern Dennis und Tobias, die ihrem scheidenden Trainer Bogdan Oana zum Bezirksligisten SuS Neuenkirchen folgten, verließen drei Stammkräfte das Team. Ersetzt wurden sie durch Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen, so dass die Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt von gerade einmal 22 Lenzen in die Spielzeit startete. "Die Unerfahrenheit war problematisch, da fehlte manchmal einfach der Leitwolf, der Ruhe ins Spiel bringen konnte", analysiert Schüller. Doch der umtriebige Trainer machte aus der Not eine Tugend und verordnete der Mannschaft ein zu ihr passendes junges, dynamisches Konzept. "Tempo, Tempo, Tempo" lautet der Leitsatz, mit dem der Coach der fehlenden Erfahrung begegnete. Und dies gelang mit Erfolg, spielerisch machten die 05er im Laufe des Jahres einen enormen Schritt nach vorn.
War die Spielzeit sportlich durchaus von einigen Schwächeperioden überschattet, entwickelte sich im mannschaftlichen Bereich eine fest zusammengewachsene Einheit. "Der Teamgeist ist hervorragend", schwärmt Schüller von dem extrem guten Verhältnis, das er zur Mannschaft und das die Spieler untereinander haben. Mit dazu beigetragen hat sicherlich auch der Trainer selbst, der auf Maßnahmen, die das Mannschaftsgefühl stärken, ebenso großen Wert legt wie auf die Verbesserung im rein sportlichen Bereich.
Und die neue Saison? Hier legt sich Schüllers Stirn noch ein wenig in Falten, die Ausgangslage ist auch jetzt, mehrere Wochen nach Abschluss der letzten Saison, immer noch nicht klar. Fragezeichen treibt zunächst die sportliche Situation der zweiten Mannschaft den HF-Verantwortlichen in den Sinn. Die Reserve belegte nach einer famosen Rückrunde ohne Niederlage den dritten Platz in der 1. Kreisklasse. Und dieser könnte durchaus noch zum Aufstieg in die Kreisliga berechtigen, wo es dann zum Handballfreunde-Derby der jungen ersten gegen die erfahrene zweite Mannschaft kommen würde. "Das hat natürlich seinen Charme", weiß der HF-Chefcoach, sieht aber auch die Kehrseite der Medaille. "Wir dürften Ausfälle in der Ersten nicht durch Spieler aus der zweiten Mannschaft ersetzen, das hätte natürlich Einfluss auf den Kader, mit dem wir in die Saison gehen müssten." Soll heißen, der Kader müsste vergrößert werden, wahrscheinlich auch durch Spieler aus eben jener Reserve, die wiederum zwangsweise einen personellen Umbruch erleben würde.
Daher steht jetzt, nur wenige Wochen vor dem Beginn der Saisonvorbereitung personell eigentlich noch gar nichts fest. Mit einigen Ausnahmen: Tobias Wiening wird den Verein wieder verlassen und in Schüllers Heimat Nordwalde beim dortigen Landesligisten sein Glück versuchen. Bereits seit März müssen die Handballfreunde ohne Linksaußen Waldemar Schmidt auskommen, er begann sein Studium in Hamburg. Mit den beiden Nachwuchsspielern Michael Hendricks und Dennis Steputat rücken zwei talentierte Akteure aus der A-Jugend direkt auf. Zudem stehen die Handballfreunde in Gesprächen mit möglichen Neuzugängen.
Quelle: Westfälische Nachrichten
Junges Team mit starkem Teamgeist
25.05.10