Warum die Handballfreunde eigene Wege gehen
Zehn Jahre, nachdem sich die Handballer des SC Greven 09 und des SC Reckenfeld zusammengeschlossen haben, wagen sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Ab der kommenden Saison gehen die Mannschaften der Handballfreunde Reckenfeld/Greven 05 unter der eigenen Flagge an den Start. WN-Mitarbeiterin Heidrun Riese sprach mit Andreas Krumschmidt, Leiter der auslaufenden Spielgemeinschaft und Vorsitzender des neuen Vereins, über Hintergründe und Zukunftspläne.
Mit der Gründung des neuen Vereins geht für viele Ehrenamtliche und auch Spieler der Handballfreunde einen Traum in Erfüllung. Was macht diesen Traum aus?
Andreas Krumschmidt: Eigenständig ist das Stichwort. Wir haben das für uns gemacht. Zum einen, um uns nach innen und außen als Handballfreunde zu präsentieren und zum anderen, weil in einem kleinem Verein mit großer Eigeninitiative viel gestaltet werden kann.
Bereits vor zehn Jahren, als die Spielgemeinschaft gebildet wurde, stand die Idee im Raum, einen Verein zu gründen. Weshalb seid ihr damals doch den anderen Weg gegangen? War es im Nachhinein der richtige Schritt?
Krumschmidt: Es war auf jeden Fall der richtige Schritt. Als Spielgemeinschaft hatten wir zwei Stammvereine im Rücken, die uns unterstützt haben, als es finanziell eng wurde. Auch von der Manpower her waren wir noch lange nicht soweit, einen eigenen Verein zu führen.
Warum wird jetzt doch ein Verein gegründet?
Krumschmidt: Die beiden Abteilungen sind - trotz aller damaligen Rivalitäten - schnell zusammengewachsen und haben eine eigene Identität entwickelt. In der Wahrnehmung gibt es bei uns schon lange keine 09er und SCRler mehr, sondern nur noch HFler. Mitglieder und Eltern von Jugendspielern sind in der Vergangenheit schon öfters an uns herangetreten und haben gefragt, warum wir keinen eigenen Verein gründen. Im Arbeitskreis haben wir immer wieder über eine mögliche Eigenständigkeit gesprochen, das Thema wurde nie unter den Teppich gekehrt. Auch aus finanziellen Gründen, in den letzten acht Jahren der Spielgemeinschaft standen uns nur die Hälfte der Mitgliedsbeiträge für unsere Arbeit zur Verfügung. Und jetzt ist eben der ideale Zeitpunkt gekommen: Wir sind in allen Bereichen gut aufgestellt, auch finanziell.
Mit dem SCR arbeitet ihr derzeit einen Kooperationsvertrag aus. Auch mit dem SC Greven 09 wollt ihr diesbezüglich noch Gespräche führen. Weshalb ist eine Kooperation mit den bisherigen Stammvereinen für euch interessant?
Krumschmidt: Die Idee ist, eine finanzielle Mehrbelastung der Mitglieder zu vermeiden, die selbst oder deren Familienangehörige noch eine andere Sportart ausüben. Sie kam von Eltern, bei einer Versammlung im Herbst vergangenen Jahres. Darüber hinaus wollen wir die gute Zusammenarbeit durch die Gründung des eigenen Vereins nicht beenden. Ich denke da zum Beispiel an den Rönnecup oder die Schulaktion, bei denen wir mit 09 kooperieren. Beim SCR betrifft das unter anderem die Sportstätten. Wir verschaffen den Jugendfußballern die nötigen Hallenzeiten für ihre Turniere, im Gegenzug nutzen wir das Sportgelände am Wittlerdamm für unser Jugendtrainingslager. Das ist ein Geben und Nehmen.
Ihr habt die Arbeit auf viele Köpfe verteilt. Weshalb habt ihr diesen Weg gewählt?
Krumschmidt: Wir haben bereits viele Leute, die sich einbringen, auch über den Arbeitskreis bzw. den Vorstand hinaus. Und wir wollen unsere Manpower noch weiter verstärken. Ehrenamtliches Engagement darf nämlich nicht in Stress ausarten, es soll Spaß machen. Weil viele Räder ineinander greifen, ist Kommunikation wichtig. Bei uns wird viel miteinander gesprochen, das stärkt auch das Miteinander und die Motivation. Und die Altersstruktur macht die ganze Sache zu einem Selbstläufer: Es kommen immer wieder junge Leute nach, so dass wir uns um die Zukunft praktisch keine Sorgen zu machen brauchen. Und dann ist da natürlich noch der Förderverein, unser großes Plus im Hintergrund. Die finanzielle Unterstützung, speziell der Jugendmannschaften, ist enorm wichtig für unsere Arbeit.
Spielt ihr eigentlich mit dem Gedanken, eine Damenabteilung ins Leben zu rufen?
Krumschmidt: Bei den Minis und in der E-Jugend haben wir bereits einige Mädchen. Darüber hinaus gibt es aktuell keine Planungen, für die Zukunft wollen wir aber nichts ausschließen.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Als Vorsitzender übernimmst du viel Verantwortung, und das auf ehrenamtlicher Basis. Was treibt dich an, dieses Amt auszufüllen?
Krumschmidt: Ich habe ein engagiertes und pflichtbewusstes Team im Rücken. Deshalb haben sich die Stunden, die ich jede Woche für den Handball aufwende, in den vergangenen Jahren auch von 15 bis 20 auf ein bis zwei reduziert. Und bei uns tut sich so viel, dass es nie langweilig wird.
Quelle: Westfälische Nachrichten
Spielraum und Eigenständigkeit
07.03.15