Presseschau zur HF-Versammlung zum Thema Verselbständigung

18.09.14

Grevener Zeitung:
Votum für eigenen Verein

Bis in den späten Abend wurde diskutiert und gestritten, jetzt steht es fest: Die Handballfreunde 05 wollen sich von den Stammvereinen SC Reckenfeld und SC Greven 09 lösen und einen eigenen Verein gründen - so zumindest das Stimmungsbild bei der außerordentlichen Abteilungsversammlung der Handballfreunde am Mittwochabend.


Vorteile erhofften sich die HF-Vorstandsmitglieder und Vorantreiber dieser Idee, Stefan Heming, Andreas Krumschmidt und Andreas Storkebaum, im finanziellen Bereich. "Momentan ist die Situation so, dass wir uns als Handballabteilung nicht weiterentwickeln und unsere Qualität nicht steigern können, da wir die Hälfte unserer Mitgliedsbeiträge an die Stammvereine abtreten müssen. Uns bleiben jährlich also nur knapp 8.400 Euro an Mitgliedsbeiträgen", erläutert Storkebaum, "wenn wir uns auch etwas über das Notwendige hinaus leisten wollen, ist eine Verselbstständigung zwingend erforderlich."

Eigene Marke

Neben dem finanziellen Aspekt erhoffen sich die Handballfreunde durch eine noch stärkere Identifikation mit den HF, die nach außen hin ohnehin schon fast als eigene Marke wahrgenommen werden, noch mehr Engagement und "Manpower" im Verein. Die Vorsitzenden des SCR und SC Greven 09, das wurde auf der Versammlung deutlich, sind von dieser Idee nicht begeistert. "Als Breitensportverein will ich natürlich Handball anbieten", sagt Andrew Termöllen, Vorsitzender des SC Reckenfeld. Und auch der SC Greven 09, unter anderem vertreten durch den Vorsitzenden Christoph Glanemann, zeigt sich nicht erfreut.

Familienbeitrag

Auffällig war, dass bei der Versammlung mehr aktive Handballer als Eltern von Jugendhandballern vertreten waren. Dabei sind die einzigen Mitglieder, für die sich tatsächlich etwas ändert, die Eltern, die mehrere Kinder beim SCR, den HF oder dem SC Greven 09 in einem Familientarif angemeldet haben. Um eine zu schnelle Kostensteigerung für diese betroffenen Familien zu vermeiden, haben die HF einen besonderen Familientarif ausgearbeitet. Dieser sieht vor, dass die Mitgliedsbeiträge in den ersten Jahren nur gestaffelt gezahlt werden müssen, das heißt 25 Prozent des Normalbetrags im ersten Jahr, 50 Prozent im zweiten, 75 Prozent im dritten und dann 100 Prozent im vierten Jahr. Nach langen Diskussionen der Eltern, Spieler und verschiedenen Vorstandsmitglieder, bei denen auch andere Ideen zu Kooperationen zwischen den Vereinen oder gar ein Wechsel der Handballabteilung weg vom SC Greven 09 und komplett hin zum SCR genannt wurden, zeichnete sich am Ende ein, zumindest unter den Anwesenden, recht deutliches Meinungsbild ab. Während 28 für eine Verselbstständigung stimmten, entschieden sich nur sechs dagegen und drei enthielten sich. Von denen, die nicht dafür stimmten oder sich enthielten, würden aber alle einem neuen Handballverein betreten.

Allerdings würde mit einem neuen Verein auch der Streit um die Hallenzeiten in Greven und Reckenfeld beginnen. "Da wird sehr viel diskutiert werden müssen", so Heming. "Die Hallenzeiten werde ich nicht so einfach hergeben", betonte der SCR-Vorsitzende Andrew Termöllen; "und da verspreche ich euch, dass ich bis aufs Blut darum kämpfen werde."


Westfälische Nachrichten:
Handballfreunde gründen Verein

Klare Mehrheit für Verselbständigung


Das Meinungsbild ist eindeutig: Die große Mehrheit der etwa 40 anwesenden Handballfreunde stimmte für die Gründung eines eigenen Vereins und zeigte sich auch bereit, diesem dann beizutreten. Doch bei einer langen und kontroversen Diskussion erwies sich: Offene Fragen bleiben und keineswegs jeder zeigte sich bei der Abteilungsversammlung am Mittwochabend von den Plänen zur Abspaltung von den Stammvereinen SC Reckenfeld und Greven 09 überzeugt.

Seit Ende vergangenen Jahres reifen die Pläne zur Selbstständigkeit bei der aktuellen Spielgemeinschaft zwischen dem SC Reckenfeld und dem SC Greven 09, der über 200 Mitglieder angehören. Andreas Krumschmidt, Andy Storkebaum und Stefan Heming stellten ihr weit ausgearbeitetes Konzept den Mitgliedern vor. "Die Motivation schließt sich daraus, dass wir von vielen Mitgliedern und außerhalb als eigener Verein wahrgenommen werden", erklärte Heming. Das resultiere daraus, dass die Handballfreunde bereits jetzt sehr autark agieren und eine "eigene Marke" sind, wie es Storkebaum sagt.

Vor allem die aktiven Handballfreunde wollen die Vorteile der Unabhängigkeit nutzen, die nicht nur, aber vor allem finanzieller Natur sind. Denn aufgrund der 09-Satzung bekommen die Handballer nur 50 Prozent der Beiträge ihrer Mitglieder - zu wenig um allein damit den Spielbetrieb zu finanzieren. Die Beiträge für die Mitglieder würden im neuen Verein gleich bleiben. Doch der entscheidende Unterschied laut Storkebaum: "Wir könnten 100 Prozent für den Verein verwenden." Er rechnete vor, dass die zusätzlichen Ausgaben als eigener Verein - zum Beispiel Kosten für Versicherungen - geringer sein werden als die zusätzlichen Einnahmen. Ende des Jahres könnte die Neugründung erfolgen, sodass zur Saison 2015/2016 der Spielbetrieb komplett unter eigener Flagge läuft. Ebenso sehen die Handballer die Chance eines neuen Selbstbewusstseins, durch das der Einsatz der Engagierten im Verein weiter steigen würde.

Die Stammvereine teilen diese Überzeugung keineswegs - wohl vor allem vor dem Hintergrund des Mitgliederverlustes durch die Abspaltung. "Wir sind ein Breitensportverein und wollen alle Sportarten anbieten. Wir werden uns dann definitiv Überlegungen machen, eine eigene Handball-Abteilung zu gründen", wäre laut Andrew Termöllen ein SCR ohne Handball undenkbar. Er machte auch auf die Vorteile eines großen Vereins im Rücken, der den Handballern - wie in ihrer Finanzklemme 2008 - bei Problemen unter die Arme greift, aufmerksam. "Der Trend ist der Austritt. Das wird auch euch ereilen", betonte er, dass Mitgliederrückgang die Handballfreunde als eigener Verein umso härter treffen würde.

Mit Blick auf eventuelle Konkurrenz durch dann wieder neu eröffnete Handball-Abteilungen anderer Vereine sagte Storkebaum: "Es ist schwierig, zu spekulieren, inwiefern das sich auf unsere Arbeit auswirkt." Eine Damenabteilung planen die Handballfreunde als eigener Verein übrigens nicht.

Im Gegensatz zum Vorsitzenden des SC Greven 09, Christoph Glanemann, zeigte Termöllen sich engagierter und kündigte an: "Die Hallenzeiten gehören dem SCR. Es wäre ein Trugschluss, zu glauben, dass wir die kampflos abgeben. Wir könnten uns vielleicht auf die Hälfte einigen." Ebenso ist offensichtlich noch nicht endgültig geklärt, ob und wie die Spielklassenberechtigungen auf den neuen Verein übergehen würden.

Angesichts solch unsicherer Vorzeichen mehrten sich auch die Zweifel bei so manch anwesendem Handballfreund: "Die 50 Prozent sind nicht mehr zeitgemäß. Man sollte besser mal versuchen, aufeinander zuzugehen." Glanemann betonte jedoch, dass eine Satzungsänderung diesbezüglich bereits schon einmal erfolglos versucht wurde. Auch warf ein Handballfreund in den Raum, über ein Kooperationsmodell nachzudenken und so die Vorteile der Stammvereine zu erhalten sowie die Risiken der Eigenständigkeit zu verdrängen. Ebenso gab es Bedenken aufgrund der Familienbeiträge, Storkebaums Modell einer Übergangsregelung überzeugte nicht jeden.

"Wir haben den Rückenwind erhalten und werden den Prozess jetzt aktiv angehen", sagte Andy Storkebaum gegenüber den WN. Dabei nähmen die Handballfreunde selbstverständlich Rücksicht auf die beiden Vereine 09 und SCR. "Wir werden einen guten Weg finden, der alle Parteien zufriedenstellen wird", sagte Storkebaum.