Presseschau: Franziska Heinz und Daniela Oana erklären Rücktritt bei Greven 09

30.08.12

Westfälische Nachrichten:

Heinz wirft die Brocken hin

Wenige Tage vor dem Saisonstart herrscht beim SC Greven 09 Chaos

Diese Nachricht schockiert alle Handballfans. Wenige Tage vor dem Beginn der Handballsaison wirft Trainerin Franziska Heinz die Brocken hin. „Ich habe am Dienstagabend meinen Rücktritt erklärt. Das gleiche gilt für Daniela Oana“, sagte sie gegenüber den WN. Der Grund liege nicht nur in den finanziellen Gegebenheiten.


Schon lange wurde gemunkelt, dass die Spielerinnen ihren Aufwendungen hinterherlaufen mussten. Das war natürlich auch immer wieder Gesprächsthema in der Kabine. Wochenlang. Monatelang. Da konnten sich die Damen nicht richtig auf das Spiel konzentrieren. Doch es seien nicht nur die Finanzen, die Spielerinnen bekämen nicht mehr als ein Taschengeld für ihren wahrlich großen Zeiteinsatz. "Vielmehr sind es organisatorische Schwächen bei 09. Es fehlen Menschen hinter der Mannschaft, die sich einbringen und mitorganisieren“, sagt Franziska Heinz, „wie das in anderen Bundesligamannschaften so üblich ist. Eva Wortmann kann das alleine nicht bewerkstelligen“.

Die Mannschaft habe sich immer korrekt verhalten, immer mit angepackt. Da ging es darum, selbst Autos zu besorgen für die Auswärtsspiele, Trikots für die Vorbereitung zu besorgen oder für Getränke zu sorgen. Heinz erwähnte in diesem Zusammenhang nicht einmal, dass die Damen nach dem Spiel gegen Shanghai die Halle selbst schrubben mussten. „Es tut mir leid für die Mannschaft und ich will auch nicht, dass das alles hier kaputt geht. Ich habe ein Ultimatum gestellt, doch jetzt muss ich vorher die Reißleine ziehen“, sagt die ehemalige Nationalspielerin.

Dass eine Daniela Oana, die mit ihren Leistungen erst den Verein in die Bundesliga geworfen hat, zurücktritt, wird viele Fans ebenfalls überraschen. "Die Probleme haben sich so angehäuft, da ist in den vergangenen Monaten, ja sogar Jahren so viel schief gelaufen, dass ich nicht glaube, dass es kurzfristig eine Lösung geben wird“, sagt die Co-Trainerin, die ebenfalls auf ihre Aufwandsentschädigungen wartet. "Wir haben ein Haus gebaut und müssen die Schulden abzahlen, ich kann nicht ewig warten“, sagt sie.

Drei Jahre lang habe sie nie ein Training versäumt, "auch wenn die Kleine mal Fieber hatte, auf mich war Verlass", sagt sie. Auch sie sieht grundsätzliche Probleme. Beispielsweise habe die Mannschaft in der Vorbereitung immer mit A- und B-Jugend-Trikots gespielt. Und auch die Verträge einiger Spielerinnen seien noch nicht unterschrieben worden.

Doch die Unterschriften sind unabdingbar, um in der Zweiten Bundesliga spielen zu können. "Wenn es weitergehen soll mit dem Bundesligahandball in Greven, dann müssen jetzt einige aufstehen und mit anpacken. Wenn sich wieder etwas bewegt, dann bin ich natürlich wieder dabei. Dazu hänge ich zu sehr an diesem Verein", sagt Daniela Oana.

Die Geschäftsführerin Eva Wortmann war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.


Grevener Zeitung:

09-Trainerin Heinz wirft hin
Eklat zwei Wochen vor Saisonbeginn: Die Zweitliga-Handballerinnen von Greven 09 stehen ohne Trainerinnen da. Franziska Heinz und ihre Co Daniela Oana sind mit sofortiger Wirkung zurückgetreten - aus Frust.


Die Mannschaft erfuhr es am Dienstagabend, der Vorstand des SC Greven 09, der 51 Prozent der Anteile an der Spielbetriebs GmbH hält, in die die Zweitligadamen 2008 ausgegliedert wurden, diskutierte gestern bis in den späten Abend die Situation. Dabei ging 09-Vorsitzender Christoph Glanemann zunächst davon aus, dass Franziska Heinz aus privaten Gründen aufhören würde: "Sie schafft es wohl nicht mehr. Hat man mir jedenfalls gesagt."

Engpässe

Das allerdings ist falsch. Gegenüber der Grevener Zeitung betonte Franziska Heinz gestern Abend: "Es gibt seit langer Zeit organisatorische und finanzielle Engpässe. Jetzt haben wir die Konsequenzen gezogen. Wir ziehen die Reißleine." Co-Trainerin Daniela Oana betont: "Es ist so viel schief gelaufen, wir haben so lange Zeit Geduld gehabt. Ich bin dazu nicht mehr bereit."

Damit bestätigen beide, was sich in der Vergangenheit immer wieder angedeutet hatte: Der Etat der Spielbetriebs GmbH ist auf Kante genäht und reicht spätestens seit Einführung der eingleisigen 2. Liga vor einem Jahr offenbar nicht aus. Die ehemalige Handball-Weltmeisterin Heinz spricht von Gehältern, die nicht gezahlt wurden, "auch ganz aktuell nicht." Die GmbH habe Rückstände "bei jeder Einzelnen von uns." Lange haben sie und die Mannschaft das toleriert, immer mit der Hoffnung auf Besserung, sagt Heinz: "Die Spielerinnen und ich sind an unsere Grenzen gegangen, weil wir darauf vertrauten, dass es besser wird. Es wurde nicht besser."

Wenige helfen

Franziska Heinz spricht auch von organisatorischen Problemen, die der Tatsache geschuldet sind, dass zu viel Verantwortung auf zu wenigen Personen lastet. Catering, der ganze Spielbetrieb, die Fahrten, die Trikots: "Vieles lastet auf der Geschäftsführerin Eva Wortmann, zu wenige helfen mit." Dennoch: Sie und die Mannschaft hätten das lange Zeit mitgetragen, aber es sei keine Besserung in Sicht: "Ich habe in Gesprächen darauf gedrungen, dass sich etwas ändert. Passiert ist nichts."

Was aus ihr selbst als A-Lizenz-Trainerin werden wird, darüber macht sich die Juristin im Moment keine Gedanken: "Ich muss das erstmal verdauen, einen klaren Kopf bekommen. Es ist kein leichter Schritt, wenn man mit Herzblut dabei ist." Dass der Schritt so kurz vor Saisonbeginn innerhalb der Mannschaft und auch im Umfeld für viel Unruhe sorgen wird, ist ihr klar: "Aber es gibt keinen richtigen Zeitpunkt. In der Saison wäre es noch schlimmer."

Hiobsbotschaft

Für den 09-Vorsitzenden Christoph Glanemann ist es allerdings auch so schlimm genug: "Das ist eine Hiobsbotschaft. Wir werden nachfragen, wie das passieren konnte, und das Ganze auch hinterfragen." Je nachdem, wie groß die finanziellen Probleme sind, droht am Horizont gar das Schreckgespenst der Insolvenz. Von Konzentration auf die bevorstehende Saison mit dem Derby gegen den BVB Dortmund am 15. September ist man bei den Handballerinnen des SC Greven 09 weit entfernt.