Ihren ersten großen Traum hat sie sich bereits mit dem Wechsel zum SC Greven 09 erfüllt. Den zweiten erlebt die Handballerin Yasmin Yusif gerade. Denn seit dieser Woche trägt sie den Adler auf dem Trikot, wurde in die A-Jugend-Nationalmannschaft berufen.
Überrascht über die Nominierung war sie nicht, schließlich hatte sie in der Westfalenauswahl einen sehr guten Eindruck hinterlassen und wurde beim Länderkampf sogar in das "Allstar-Team" gewählt.
"Je näher ich mit dem Zug dem Lehrgang in Stuttgart gekommen bin, desto größer wurde die Anspannung", sagt Yasmin, doch die habe sich dann schnell gelegt. Im Nationalteam spielt sie am Kreis, muss sich dort gegenüber zwei Konkurrentinnen durchsetzen. "Sie sind gelernte Kreisläuferinnen", weiß Yasmin, dass die beiden Spielerinnen aus Buxtehude und dem Thüringer HC Vorteile im Angriff haben. Aber in der Deckung spielt Yasmin ihre Stärken aus. "Sie ist sehr abwehrstark und weiß auch bei unserem Training zuzupacken", sagt ihre Trainerin Franziska Heinz. "Ich war immer schon näher an einer Zwei-Minuten-Strafe als andere", weiß Yasmin um ihre robuste Spielweise.
Das liegt wohl daran, dass sie in Burgsteinfurt, wo sie unter Gerd Treutler das Handballspielen erlernte, sich von den Minis bis zur D-Jugend gegen Jungs durchsetzen musste. Und große Erfolge feierte. Nie wird sie das Kreismeisterschaftsendspiel der E-Jugend gegen Vorwärts Wettringen vergessen, als sie mit dem Turnerbund den Titel holte. Die Krönung ihrer bisherigen Laufbahn war der Gewinn der Bezirksmeisterschaft.
Doch das ist Schnee von gestern. Jetzt spielt sie in der A-Jugend des SC Greven 09 und in der ersten Mannschaft. Dafür nimmt sie auch schon mal eine 35-Stunden-Handballwoche in Kauf. Vier Mal in der Woche fährt sie zum Training. Mit dem Zug. Über Münster. Zwei Stunden hin - zwei Stunden zurück. Und zwei Stunden in der Halle. Dazu kommen die Spiele am Wochenende. Wenn sie mit der A-Jugend auswärts spielt, ist sie dann schon mal zehn Stunden und mehr unterwegs. Ach ja, Krafttraining kommt hoch hinzu.
Da kann nur noch wenig Zeit für die Schule bleiben. Die Noten scheinen ihr nicht so wichtig zu sein, auch wenn sie einmal Ärztin werden will. Vielleicht auch irgendwas mit Sportmanagement. Natürlich könnte sie die eins vor dem Komma haben, wenn sie neben dem Handball nicht auch noch Schülersprecherin wäre. "Ich mache halt gerne meinen Mund auf sage meine Meinung."
Da bleibt nur wenig Zeit für Freunde. Doch sie ist nach wie vor mit ihnen verbunden. Vier gute Freundinnen hat sie. Und vier Steine. Für jede einen. "Die habe ich immer bei mir und damit auch meine Freunde."
Wiedersehen wird sie diese ganz gewiss am kommenden Mittwoch, wenn sie mit der ersten Mannschaft des SC Greven 09 in Burgsteinfurt spielen wird. "Ich werde ständig drauf angesprochen, überall hängen schon die Plakate." Yasmin fiebert dem Spiel entgegen. Nicht nur wegen der Fans, die sie anfeuern werden. Auch wegen des Gegners. "Gegen so eine Mannschaft spielt man nicht alle Tage", sagt sie, "aber ich liebe die Herausforderung".
Dabei bleibt sie außergewöhnlich gelassen. "Ich spiele noch zweieinhalb Jahre in der Jugend, da kann ich mich noch wesentlich verbessern." Auch in der Nationalmannschaft, in der sie bereits zwei Spiele absolvierte. Und etliche Stunden Training zu absolvieren hatte. "Die zwei Stunden Mittagspause werden dann zum Schlafen genutzt", sagt sie. Kämpfen kann sie, und selbstständig ist sie auch. Beste Voraussetzungen, um den Sprung in den festen Kader des Nationalteams zu schaffen. Angst davor, aussortiert zu werden hat sie nicht. "Mit dem Gedanken beschäftige ich mich gar nicht, ich habe ja noch zweieinhalb Jahre Zeit." Doch ehrgeizig ist sie - und sie wird weiter an der Verwirklichung dieses Traums arbeiten. Yasmin heißt im Persischen nämlich "Fee der Träume". Und Feen können ja bekanntlich Träume wahr werden lassen.
Quelle: Westfälische Nachrichten
Die "Fee der Träume"
05.02.11