Handballfreunde und SC Nordwalde bilden für eine Saison gemeinsame A-Jugend / Kleiner Kader
In der kommenden Saison bilden die Handballfreunde Reckenfeld/Greven und der SC Nordwalde eine gemeinsame A-Jugend. Trotz des geplanten Zusammenschlusses sind damit die personellen Probleme allerdings nicht gänzlich gelöst. Auf Trainer Maik Ruck wartet eine große Aufgabe.
Die demografische Entwicklung treibt den Rentenpolitikern Schweißperlen auf die Stirn. Auch bei den Handballfreunden Reckenfeld/Greven 05 wurde dieser Begriff zuletzt öfter verwendet, allerdings im Gegensatz zur Rentenfrage deutlich positiv besetzt. Im Jahr 2008 - die Handballfreunde segelten seinerzeit organisatorisch durch schwere See - schlug der Vorstand der damaligen Spielgemeinschaft Alarm. "Personellen Einsatz" forderte der damalige (und heutige) Vorsitzende Andreas Krumschmidt ein - und bekam diesen; heute sind über vierzig HF-Mitglieder auch ehrenamtlich für den Verein tätig. Vielfach mit Erfolg, und nirgendwo zeigt sich das besser als in der vorbildlichen Jugendarbeit der 05er. Hier übernahm Stefan Heming seinerzeit das Ruder und brachte frischen Wind und moderne Konzepte in die Jugendabteilung. Lohn ist ein seither steter Zustrom an Nachwuchshandballern bei den Handballfreunden.
Doch damit zurück zur demografischen Entwicklung: in der damaligen E-Jugend spielten die Handballfreunde aus den Geburtsjahrgängen 1998 und 1999. "Der letzte schwach besetzte Doppeljahrgang", wie Heming es heute nennt. Die durch ihn und seine Mitstreiter damals initiierten Maßnahmen, um die HF-Jugend attraktiver für Neueinsteiger zu machen, griffen - naturgemäß allerdings erst nach einer gewissen Anlaufphase. So schoben die personell immer stärker werdenden jüngeren Jahrgänge die älteren, bei den 05ern dünner besetzten Jahrgänge vor sich her. Bereits vor der Saison 2014/2015 grübelten Heming und seine Kollegen, wie eine konkurrenzfähige B-Jugend gemeldet werden könne. Der HF-Weg damals: vier Spieler aus dem Jahrgang 2000 wurden ein Jahr früher als nötig zu B-Jugendlichen. "Eine Notlösung" nennt Andy Storkebaum, der die B-Jugend seitdem trainierte, diese Maßnahme, denn "den Jungs ging ein Jahr C-Jugendspezifische Ausbildung verloren." Schon damals war klar, dass die Handballfreunde wohl auch jetzt, vor der Saison 2016/2017, wieder vor einer vergleichbaren Situation stehen würden - dann mit Blick auf die A-Jugend. Nur sechs Spieler aus den "regulären" A-Jugendjahrgängen haben die Handballfreunde im Verein, zu wenig, um ohne Verstärkungen eine Mannschaft melden zu können.
So prüften Heming und der zweite HF-Jugendkoordinator Max Antemann weitere Optionen, um dieses Mal nicht wieder Spieler hochziehen zu müssen - und fanden einen "Bruder im Geiste" in der direkten Nachbarschaft, den SC 28 Nordwalde. Auch beim SCN treibt die Personalsituation in der A-Jugend den Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn, dort sah man nur die Optionen, alle Spieler frühzeitig in den Herrenbereich hochzuziehen oder aber ohne Spielbetrieb bei der B-Jugend mittrainieren zu lassen. Ob der Unzufriedenheit mit beiden dieser Alternativen war man beim SCN denn auch sehr aufgeschlossen, als die Handballfreunde mit der Idee einer befristeten Kooperation im A-Jugendbereich auf sie zugingen. "Das ging im Kern dann ganz schnell", berichtet Stefan Heming von zügigen und produktiven Gesprächen beider Vereine. "Die Ausgangssituation war nahezu identisch, da trifft man sich dann sofort auf Augenhöhe mit dem Willen, für die Spieler das Bestmögliche herauszuholen."
Im Detail gab es dann aber doch noch viel zu besprechen, vor allem bei einer wichtigen Frage war zu Anfang kein Land in Sicht. "Wir hatten lange keinen adäquaten Kandidaten als Trainer", gesteht Heming und ist daher auch umso erleichterter, dass sich dieses Problem praktisch von selbst gelöst hat. Denn Maik Ruck, Spieler in der Nordwalder Bezirksliga-Mannschaft, zeigte von sich aus Interesse an der Position. "Ein Glücksgriff für uns", freuen sich Heming und Andy Storkebaum, der den Coach bei Zeitproblemen unterstützen wird.
Der neue Trainer steht vor keiner ganz leichten Aufgabe, denn auch trotz des "Zusammenschlusses" beider Vereine im A-Jugendbereich stehen ihm nur neun Spieler zur Verfügung. Diese treten in der Saison als Mannschaft der Handballfreunde an, trainieren je einmal wöchentlich in Greven und Nordwalde. "Das ist eine vollständige Kooperation, kein Abwerben von Spielern", betont Heming, auch wenn auf den Spielberichtsbögen "Handballfreunde" stehen wird. Dazu passt auch, dass die drei Spieler, die beim SCN beheimatet sind, ihre Vereinszugehörigkeit und auch das Doppelspielrecht für die Erwachsenenmannschaften bei ihrem Heimatverein behalten werden.
Allzu viel Überzeugungsarbeit bei den Spielern mussten die Verantwortlichen nicht leisten. "Sie kennen sich teilweise aus der Schule, da führen wir keine völlig Fremden zusammen", meint Heming. So startete die Kooperation mit gemeinsamem Training bereits im Februar. Ausgelegt ist sie ausdrücklich nur auf ein Jahr. "Danach haben sowohl die Nordwalder als auch wir wieder genug Spieler, um die Jugendmannschaften mit konkurrenzfähigen Kadern aufzustellen." Als gänzlich aus der Not geboren sieht Heming die Kooperation trotzdem nicht. "Wir haben für die Jungs das Maximum herausgeholt - sie können in ihrem Jahrgang spielen und bekommen spezifisches Training für ihr Alter, alle Alternativen hätten Nachteile mit sich gebracht. Dafür haben wir die Vereinsbrille dann auch gerne mal abgesetzt", lobt er die objektive Stimmung bei den partnerschaftlichen Verhandlungen mit dem westlichen Nachbarn und hebt hervor: "Auch die Eltern der Spieler sind bereit, das Mehr an Fahrerei auf sich zu nehmen, das ist auch nicht selbstverständlich." Letztlich bilanziert er die Kooperation kurz und knapp: "Allen ist geholfen."
Quelle: Westfälische Nachrichten