"Er lebt Handball"

Markus Wiening (l.) hat den Vorsitz der Handballfreunde Reckenfeld/Greven 05 von Andreas Krumschmidt übernommen und hat mit dem Verein noch viel vor. (Foto: Heidrun Riese)
02.10.21

Als neuer Vorsitzender der Handballfreunde Reckenfeld/Greven 05 tritt Markus Wiening in große Fußstapfen. Denn mit Andreas Krumschmidt beerbt er einen Funktionär und Sportsmann, der mit seinem großen Engagement den Herrenhandball in der Emsstadt über vier Jahrzehnte ganz wesentlich geprägt und wichtige Weichen für die Zukunft gestellt hat. Maggy, wie sein Nachfolger im Verein genannt wird, hat sich ebenfalls über lange Zeit für seinen Sport eingesetzt, die HF mit aus der Taufe gehoben und ist nach berufsbedingter Pause nun zurück. WN-Mitarbeiterin Heidrun Riese hat dem alten und dem neuen Chef jeweils fünf Fragen gestellt. 

 

Markus Wiening - Du bist lange nicht im Grevener Handball in Erscheinung getreten, aber eigentlich ein alter Hase. Erzähl mal! 

Wiening: Ich war beim SC Greven 09 als Spieler, Trainer und Schiedsrichter, ein Jahr lang sogar als Abteilungsleiter. Nach dem Zusammenschluss mit den Herren-Handballern des SC Reckenfeld zur Spielgemeinschaft, das war 2005, bin ich beruflich nach Ostfriesland gewechselt und war nur noch an den Wochenenden in Greven. Damals waren meine Kinder noch kleiner, deshalb wollte ich nicht das ganze Wochenende in der Sporthalle verbringen. Ich habe mich deshalb aufs Pfeifen konzentriert, 2006 aber auch damit aufgehört. 

 

Jetzt bist du als Vorsitzender der HF zurück, die mittlerweile ein eigener Verein sind. Was kommt nun auf dich und deine Vorstandskollegen zu? 

Wiening: Ich wurde angesprochen, weil ein neuer Kopf gesucht wurde. Jemanden zu finden, der sich so stark einbringt, wie Andy Krumschmidt es getan hat oder wie Andy Storkebaum es mit seinen verschiedenen Posten macht, ist unmöglich. Ich halte es aus diesem Grund für enorm wichtig, dass die Aufgaben auf verschiedene Schultern verteilt sind, damit die Arbeit für jeden leistbar ist. Das klappt bei uns im Verein sehr gut. Wir haben ganz viele Mitglieder, die sich engagieren. Jeder bringt sich ein und alle haben Spaß. Da arbeitet man gerne mit. Für mich war es daher eine ganz einfache Entscheidung, das Amt des Vorsitzenden anzunehmen. 

 

Worum geht es dir als Vorsitzender - was möchtest du erreichen? 

Wiening: Handball spielen, darum geht es bei uns im Verein. Ich als Vorsitzender und der Vorstand sind dafür zuständig, die Rahmenbedingungen zu schaffen und das Umfeld mitzugestalten. Viele aktive Spieler haben auch Aufgaben übernommen, was großartig ist. Sie sollen aber auch die Luft dafür haben, sich aufs Spielen konzentrieren zu können. 

 

Du bist lange im Handball aktiv. Was hat sich in der Zeit verändert, und was nicht? 

Wiening: Handball ist schneller und wesentlich druckvoller geworden. Da ist jetzt deutlich mehr Dynamik drin, was die Sportart auch attraktiver macht. Ansonsten hat sich nicht viel verändert. Handball ist nach wie vor ein Mannschaftssport. Da reicht es nicht, einen Starspieler zu haben. Man muss schon geschlossen auftreten. Das ist nicht nur auf dem Spielfeld wichtig, sondern auch für das Drumherum. Dieses Miteinander haben wir bei den HF. Es gibt natürlich viele neue, aber auch viele bekannte Gesichter. Als ich mit neun Jahren mit dem Handball angefangen habe, war Konny Seidemann mein Trainer. Jetzt bin ich 56, und er ist immer noch aktiv.  

 

Kannst du ein paar Worte über Andy Krumschmidt und seinen Beitrag zur Entwicklung des Herrenhandballs in Greven sagen? 

Wiening: Er lebt Handball. Was er geleistet hat, ist außergewöhnlich. Da ziehe ich den Hut vor! Ohne ihn wäre das alles nicht so gelaufen. Ich habe das in den 15 Jahren, in denen ich nicht dabei war, beobachtet. Mit dem Beachcup und dem Rönnecup wurden zwei große Turniere etabliert. Besonders bemerkenswert ist auch, dass alle Altersklassen im Jugendbereich besetzt sind. Das hat im Kreis Münster mittlerweile Seltenheitswert. Das ist alles mit ehrenamtlichen Engagement erreicht worden, unter der Führung von Andy Krumschmidt. 

 

 

Andreas Krumschmidt - Du hast über 40 Jahre die Handball-Szene in Greven geprägt. Was ist dir besonders im Gedächtnis geblieben? 

Krumschmidt: Wenn ich jetzt mit Highlights anfange, füllt das am Ende ein ganzes Buch, aber ich versuche es mal. Das erste große Ereignis, an das ich denke, ist das Mega-Turnier mit der C-Jugend von Greven 09 auf der Glückauf-Kampfbahn auf Schalke. Das war 1979 und die erste Mannschaft, die ich trainiert habe. Dann war da der Nicht-Abstieg der Ersten gegen Ende der 80er. Wir haben erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt gesichert und an dem Abend eine Sause gemacht, die heute noch in vielen Köpfen ist. Alle hatten am nächsten Tag frei, das sagt schon alles. Ich hatte im Anschluss noch zwei schöne Jahre als Kreisliga-Trainer, das war einfach eine Bombentruppe. Markus Wiening, Markus Herkt, Andi Rottmann und Jörg Schweifel alias Howie - die sind heute alle ehrenamtlich aktiv. Anfang der 90er ist die männliche B-Jugend von Greven 09 verlustpunktfrei Meister in der 1. Kreisklasse geworden - mit nur neun Spielern, da war ein unglaublicher Zusammenhalt. Übrigens hat Andy Storkebaum damals in der Mannschaft gespielt. Vor eine Herausforderung hat mich die A-Jugend in der ersten Saison als Spielgemeinschaft 2005/2006 gestellt. Es war schwer, aus den Jungs von 09 und SCR eine zu machen, weil da noch so viel Konkurrenzdenken war. Es hat Monate gedauert. Umso schöner ist, dass sie immer noch dicke Freunde sind: Stefan Hufelschulte, Tim Wienkamp, Christoph Wallroth ... Viele der jetzigen Vorstandsmitglieder habe ich früher trainiert. 

 

Wie sieht es mit der weiteren HF-Zeit aus? 

Krumschmidt: Für mich waren diese 16 Jahre als Gesamtpaket ebenfalls ein Highlight. Wir wollten einen Verein aufbauen, der es auch auf lange Sicht schafft, selbstständig zu sein - und wir wollten ein Wir-Gefühl erzeugen. Ich denke, dass uns das gut gelungen ist. Das schafft man nur, wenn man bei allen Mannschaften wenigstens hin und wieder mal vorbeischaut und Kontakt zum Umfeld hält, auch durch Aktionen wie die Weihnachtsfeier oder das Schnitzelessen. Das war mir als Spielgemeinschaftsleiter bzw. Vereinsvorsitzender immer wichtig, wobei der Fokus bei mir stets auf der Jugend lag. 

 

Einer war in deiner Handball-Laufbahn immer da: Konny Seidemann, der aktuell zusammen mit Andreas Rottmann die E-Jugend trainiert. Was kannst du über ihn erzählen? 

Krumschmidt: Konny war mein Trainer in der C-Jugend. Er ist für mich das, was man ein Urgestein nennt - eine lebende Legende. Konny hat für mich auch eine Vorbildfunktion. Durch ihn bin ich überhaupt erst auf die Idee gekommen, selbst Trainer zu werden. Wir haben immer noch eine freundschaftliche Beziehung. 

 

Du wolltest ja eigentlich schon im vergangenen Jahr aufhören. Dann kam Corona und hat auch den Sport über lange Zeit zum Erliegen gebracht. Was war deine letzte Aktion als Vorsitzender? 

Krumschmidt: Das war die Verpflichtung von Marcel Peters und Daniel Markmeyer als Trainer-Duo der Ersten. Ich habe Cello damals angesprochen und er hat vorgeschlagen, Daniel mit ins Boot zu holen. Ich bin echt begeistert, die beiden leisten tolle Arbeit mit der jungen Mannschaft. Für Cello freut es mich sehr, da er nun mit seinen ehemaligen A-Jugend-Spielern zusammenspielen kann. Hut ab auch vor dem, was im Jugendbereich wieder alles läuft. Corona hat vieles gestoppt. Dass das Engagement der Leute nicht weggebrochen ist, ist entscheidend dafür, dass es jetzt weitergehen wird.  

 

Hast du die Zügel mit einem guten Gefühl aus der Hand gegeben? 

Krumschmidt: Ich bin jetzt 60 und fand einfach, dass es an der Zeit war. Ich wollte nicht mehr an vorderster Front stehen. Ich gebe meinen Posten mit gutem Gefühl an Maggy ab. Ich kenne ihn lange genug und habe Vertrauen zum Vorstand und den Aktiven, die sich für unseren Verein engagieren. Außerdem bin ich nicht ganz weg. Ich trainiere immer noch das Jedermannteam für Spielereltern - jeden Dienstag um 20 Uhr in der Walgenbachhalle. Im nächsten Jahr bin ich 40 Jahre als Schiedsrichter tätig, ich möchte gerne noch weitere zehn Jahre pfeifen.

 

Quelle: Westfälische Nachrichten