Bezirksligen stehen vor dem Aus

17.01.15

Strukturreform im HVW: Westfälischer Verband schafft zur Saison 2016/17 eine Organisationsebene ab

Die Ligenstruktur im Handball-Verband Westfalen erhält zur Saison 2016/17 ein neues Gewand. Wo bisher im Amateurbereich drei Ebenen (Verband, Bezirk, Kreis) für die einzelnen Klassen zuständig sind, soll die mittlere entfallen. Auswirkungen hätte das vor allem auf die Bezirksligen, die mehr oder minder entfallen.

Ein vermehrter Aufstieg in die alten Bezirksligen am Ende der kommenden Spielzeit soll die Konsequenz sein - das wäre aber wohlwollend formuliert. Die andere Sichtweise: Diese Klasse entfällt komplett. Die endgültige Entscheidung fällt am 8. März in einer erweiterten HVW-Vorstandssitzung.

"In diese Richtung wird es gehen", bestätigt Verbandschef Michael Neuhaus. "Es ist keine Hauruck-Aktion. Wir müssen uns mit Weitsicht mittelfristig aufstellen." Hintergrund ist der demografische Wandel, aber auch der fehlende Zuwachs im Seniorenbereich. "Ich weiß, dass Sportler eher kurzfristig an Auf- und Abstieg denken und kann das sogar verstehen. Es wird auch Gegenwind geben", so Neuhaus. "Aber ein Festhalten am Status quo würde die Lage nicht verbessern."

Die beiden westfälischen Bezirke Nord und Süd, die demnächst vollständig aufgelöst werden, beherbergen aktuell die je vier Landes- und je sechs Bezirksligen im Herren- und Damen-Bereich. Um auf die rückläufigen Mannschaftszahlen zu reagieren, soll der Verband künftig die Landesligen organisieren - und die Kreise erhalten die Aufsicht über die Klassen darunter, die bisher als Bezirksligen firmieren. Diesen Beschluss hat das Verbandspräsidium bereits im November gefasst. Da nun alle zwölf westfälischen Kreise eine zusätzliche eigene Kopfliga erhalten, müssen diese natürlich von unten auffüllen, um die Staffelstärke von 14 Mannschaften bei den Männern und zwölf bei den Frauen beizubehalten. Das sportliche Niveau dürfte leicht verwässern. Im Bezirk Nord, zu dem auch Münster zählt, soll die neue Klasse Kreis-Oberliga heißen, wie Spielwart Friedhelm Krietemeyer bereits angedeutet hat. Derzeit stellt der Kreis zum Beispiel acht Herren-Bezirksligisten. Bliebe es bis Frühjahr 2016 dabei, würden die ersten sechs der Kreisliga aufrücken. Unterhalb dieser Stufe sind weitere Verschiebungen logisch, in den Kreisklassen ist das ohnehin nichts Neues.

Ein Verein, der in den vergangenen Jahren zumeist in der Bezirksliga beheimatet war, ist Eintracht Hiltrup. Die Probleme der Sportart (weniger Mitglieder, studienbedingter Weggang vieler Talente, kaum Sponsoren) kennt der Vorsitzende Manfred Bahr genau. Er geht davon aus, dass sein Club in eineinhalb Jahren in der Kreisliga spielt. "Die Fahrten nach Ostwestfalen sind heftig, sportlich ist diese Region zudem eine Hochburg, in der wir wenig Chancen hätten", sagt er. "Und Zuschauer bringen diese Teams auch nicht mit", wie er aus dem Landesliga-Intermezzo vor drei Jahren weiß. "Eine starke Kreisliga hätte auch einen gewissen Reiz." Dass nicht alle an der Basis so gelassen wie Bahr reagieren, weiß Neuhaus. "Es geht auch um Etikette. Wer gibt liebgewonnene Ligen gern auf? Mein leitendes Motiv bleibt dennoch, dass wir als Verband auf Dauer einfach vernünftig aufgestellt sein müssen."

Grundsätzliches Verständnis dafür signalisiert Björn Hartwig als Spielertrainer des Bezirksligisten SC Münster 08. Er plädiert dafür, die Probleme des Sports an der Wurzel aufzugreifen, denkt aber auch an die kurzfristige Wirkung, "Ich glaube, dass sich allzu viel nicht ändern. Am besten steigen wir einfach 2016 auf - oder ein Jahr später aus der Kreisliga." Interessant ist sein Vorschlag, einfach mit dem westlichen Kreis Steinfurt (Euregio) zu fusionieren. "Dann hätten wir die alte Bezirksliga 3 ja wieder beisammen."

Quelle: Westfälische Nachrichten